UIEV Heidelberg:Mehr Macht den Städten - Eckart Würzner

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Version vom 3. Oktober 2017, 19:03 Uhr von Stephan Frenzel (Diskussion | Beiträge)

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Eckart Würzner - 20171003.png

Die Antwort auf die Frage „Können Städte die Welt retten?“ lautet: Sie können nicht nur, sie müssen sogar einen entscheidenden Beitrag leisten. Das klingt für manchen vielleicht abgehoben oder gar anmaßend. Wenn wir aber genau hinsehen und fragen, wer am meisten mit der konkreten Lösung von Problemen zu tun hat, dann sind es nicht die Nationalstaaten und auch nicht die Bundesländer. Es sind die Städte und Gemeinden. Ob sie wollen oder nicht. Das heißt aber nicht, die Verantwortung der Nationalstaaten nicht ebenso einzufordern.

In den USA beispielsweise hat die Regierung das Klimaschutzabkommen gekündigt – aber viele Städte stellen sich dagegen. 30 Stadtregierungen wollen an ihren Klimaschutzzielen festhalten, unter anderem New York, Los Angeles, Atlanta und Salt Lake City.

Die Städte haben als handelnde Akteure vor Ort eine Schlüsselposition. Ich bin überzeugt: Mit den konkreten Projekten und Maßnahmen, die in den Städten entwickelt werden, liefern wir Lösungsansätze für viele globale Probleme.

Letztlich entscheiden die Städte, wie sie mit Herausforderungen umgehen

Am Beispiel Klimaschutz lässt sich das besonders gut verdeutlichen. Während seit Jahren darüber gestritten wird, wo in Deutschland große Stromtrassen von Nord nach Süd verlaufen sollen, treiben die Städte längst eigene Projekte an. Sie entwickeln Lösungen dafür, Strom zu speichern, effektiver zu nutzen oder einzusparen. In Heidelberg entsteht derzeit mit der Bahnstadt eine der größten Passivhaussiedlungen weltweit: Dort sollen zukünftig auf einer Fläche von 116 Hektar – also größer als die Heidelberger Altstadt – etwa 12.000 Menschen leben und arbeiten. Wir errichten einen riesigen Energie- und Zukunftsspeicher und bauen die Fernwärme stetig aus. Als Modellkommune beim „Masterplan 100 % Klimaschutz“ ist es Heidelbergs Ziel, völlig klimaneutral zu werden. Der Masterplan ist zwar ein Förderprogramm des Bundesumweltministeriums, aber umgesetzt wird es vor Ort, in unserer Stadt.

Auch bei anderen Themen sind es die Städte, die die Lösungen liefern. Weltweit sind fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht vor Not, Krieg und Terror – so viele wie noch nie. Viele dieser Menschen werden Teil der Stadt oder der Gemeinde, in die sie kommen. Der Politikwissenschaftler Benjamin Barber, der das Global Parliament of Mayors gegründet hat, ein weltweiter Zusammenschluss von Städten, sagte einmal: „Und sie [die Städte] entscheiden letztlich, wie sie mit den Flüchtlingen umgehen – ob sie sie verhaften oder aber ob sie versuchen, ihnen Bildung zu bieten, Arbeit sowie städtische Visa wie etwa in New York oder Hamburg.“ In Heidelberg haben wir ganz bewusst auf die Integration von Flüchtlingen durch dezentrale Unterbringung in überschaubaren Einheiten in allen Stadtteilen gesetzt. Unsere wichtigsten Unterstützer sind dabei die Bürgerinnen und Bürger vor Ort, die sich ehrenamtlich engagieren. Für Bund und Land waren wir verlässlicher Partner, um Menschen in Not schnell zu helfen.

Der Input anderer Städte und der hiesigen Bürger ist entscheidend

Neben diesen beiden Themen gibt es viele weitere, bei denen die Städte konkret handeln – etwa bei der Wohnungspolitik, der Wirtschaft oder der Sicherheit.

All dies gelingt den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern jedoch nicht im Alleingang. Neben der Rückendeckung durch die Stadtparlamente ist eine ernsthafte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger entscheidend. Denn um sie geht es. Niemand möchte, dass über seinen Kopf hinweg Entscheidungen getroffen werden. Und gerade sie sind das große Potenzial der Städte. Denn die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt ist oft sehr groß.

Die Städte haben die Erfahrung und die Kompetenz, um Lösungen für globale Herausforderungen zu liefern. Deshalb halte ich Netzwerke von Städten wie das Global Parliament of Mayors oder Energy Cities auch für so wichtig. Damit sich die Akteure noch besser austauschen und voneinander profitieren können – und gemeinsam die Welt retten.

Veröffentlicht: Freitag, 29. September 2017